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Ashby’s Law – Eine Erläuterung

Ashby’s Law, auch bekannt als das Gesetz der erforderlichen Varietät (Law of Requisite Variety), stammt vom Kybernetiker W. Ross Ashby. Es besagt:

„Nur Vielfalt kann Vielfalt kontrollieren.“

Bedeutung:

In einem System mit vielen möglichen Zuständen (z. B. ein Unternehmen, eine Umwelt oder ein Markt) kann eine Steuerung oder ein Regelmechanismus nur dann effektiv sein, wenn er mindestens genauso viele Zustände unterscheiden und darauf reagieren kann.

Beispiel aus der Praxis:

  • Ein Unternehmen, das sich in einer VUCA- oder BANI-Umgebung (volatil, unsicher, komplex, mehrdeutig) bewegt, muss selbst anpassungsfähig, flexibel und variantenreich sein, um effektiv zu agieren.
  • Ein starrer, bürokratischer Prozess mit wenigen Handlungsoptionen kann eine dynamische Umwelt nicht erfolgreich managen.
  • Agile Organisationen oder Teal-Organisationen (nach Laloux) sind genau deswegen so gestaltet, dass sie durch dezentrale Entscheidungen und Selbstorganisation eine größere Varietät erzeugen.

Anwendung in Transformationen:

In unserem Kontext – der Unterstützung von Unternehmen bei der Anpassung an BANI-Welten – bedeutet Ashby’s Law:

  • Unternehmen brauchen eine höhere innere Vielfalt, um äußere Komplexität zu bewältigen.
  • Dies kann durch Dezentralisierung, Selbstorganisation, agile Prinzipien, Lernkultur und psychologische Sicherheit erreicht werden.
  • Standardisierung und Stabilität sind wichtig, aber es muss gleichzeitig dynamische Anpassungsfähigkeit geben.

Ashby’s Law und Unternehmenskultur

Wenn ein Unternehmen nach Ashby’s Law erfolgreich sein will, muss es nicht nur strukturelle Vielfalt in Prozessen und Organisation schaffen, sondern auch eine Kultur der Vielfalt, Adaptivität und Selbstorganisation fördern.

1. Wirkung auf Mitarbeiter

Mitarbeiter erleben in einem variantenreichen Unternehmen:

  • Mehr Eigenverantwortung & Selbstorganisation: Sie haben größere Handlungsspielräume und können situativ entscheiden.
  • Erhöhte Unsicherheit vs. Empowerment: Wenn Strukturen nicht starr sind, kann das anfangs verunsichern – aber langfristig stärkt es Autonomie und Motivation.
  • Notwendigkeit neuer Kompetenzen: Anpassungsfähigkeit, interdisziplinäres Denken und Entscheidungsfreude werden wichtiger als reine Fachkompetenz.
  • Wachstum durch Vielfalt: Mehr Perspektiven bedeuten mehr Lernchancen – sowohl durch Kollegen als auch durch variierende Herausforderungen.

2. Wirkung auf Führungskräfte

Traditionelle Führung nach dem „Command & Control“-Prinzip scheitert an komplexen Systemen. Ashby’s Law fordert Führungskräfte, die:

  • Vielfalt ermöglichen & moderieren statt sie einzuschränken.
  • Vertrauen & psychologische Sicherheit schaffen, damit Mitarbeiter mutig agieren können.
  • Dezentrale Entscheidungsstrukturen fördern – nicht alle Entscheidungen zentral treffen, sondern Kompetenz dorthin geben, wo die beste Varietät besteht.
  • Netzwerkdenken & laterale Führung leben statt hierarchischer Kontrolle.

3. Einfluss auf Unternehmenskultur

Ein Unternehmen, das Ashby’s Law berücksichtigt, lebt eine Kultur mit:

  • Prinzip der Adaptivität: Nicht starre Prozesse, sondern flexible, lernfähige Strukturen.
  • Wert der Vielfalt: Unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen werden als Vorteil und nicht als Hindernis gesehen.
  • Fehlertoleranz & Lernkultur: Fehler sind notwendige Bestandteile der Anpassung, Experimentieren wird gefördert.
  • Kollaboration über Silos hinweg: Teams sind interdisziplinär und können Wissen schnell kombinieren.
  • Gemeinsamer Purpose als Orientierung: Da nicht alles standardisiert ist, braucht es eine starke gemeinsame Ausrichtung (Vision, Werte), um Chaos zu vermeiden.

Fazit

Ashby’s Law erfordert einen Wandel in der Unternehmensführung und -kultur. Wer Vielfalt (im Denken, Handeln, Entscheiden) nicht zulässt, kann eine komplexe Welt nicht erfolgreich navigieren. Unternehmen müssen ihre Strukturen, Prozesse und ihre Kultur so gestalten, dass sie der äußeren Dynamik gewachsen sind – durch Vertrauen, Agilität und Selbstorganisation.

Veröffentlicht unter Denkrahmen und Paradigmen

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