FrankSazamaIch würde bei der konkreten Gestaltung mit der Governance-Struktur beginnen, denn sie hat für mich eine enge Beziehung zu der Frage nach Aufbau- und Ablauforganisation und damit nach dem Kommunikationsmodell. Über das Kommunikationsmodell denke ich das wir sehr gut zum Beteiligungsmodell und damit auch zu Inhalten in der Kommunikation kommen werden. Ich möchte vorerst auch in einem Kontext bleiben und bevorzuge den Fokus auf das Unternehmen als eG.
Das ergibt Sinn! Governance-Struktur, Aufbau- und Ablauforganisation sowie das Kommunikationsmodell sind die Basis, auf der dann das Beteiligungsmodell aufbaut. Lass uns also mit der Governance-Struktur für ein Unternehmen als eG beginnen.
1️⃣ Governance-Struktur einer eG im Unternehmenskontext
Eine eG hat per Gesetz bereits eine Grundstruktur:
- Generalversammlung (alle Mitglieder, höchste Entscheidungsinstanz)
- Vorstand (führt das Unternehmen operativ)
- Aufsichtsrat (Kontrolle & strategische Impulse, notwendig ab 20 Mitgliedern)
🔹 Herausforderung im BANI-Kontext:
Die klassische Governance ist stabil, aber langsam. Das widerspricht den Anforderungen einer hochanpassungsfähigen Organisation. Wir müssen also flexiblere Entscheidungsprozesse ermöglichen, ohne das demokratische Grundprinzip der eG zu verlieren.
🔹 Lösungsansatz:
👉 Dezentrale Governance mit klar definierten Entscheidungsräumen
👉 Unterscheidung zwischen operativen, strategischen und visionären Entscheidungen
2️⃣ Entscheidungsstruktur: Operativ, strategisch & visionär
📌 Visionäre Entscheidungen (Langfristige Ausrichtung, Werte, Prinzipien)
- Wer entscheidet? Generalversammlung + strategische Führung
- Wie? Partizipativ, aber mit klarem Entscheidungsprozess (z. B. soziokratische Konsent-Entscheidung)
- Beispiel: Änderung der Grundprinzipien oder Vision der eG
🔹 BANI-Anpassung:
✔ Selbstähnliche Struktur: Ein „Verfassungsteam“ oder Wertekommission kann langfristig Prinzipien betreuen.
✔ Dynamische Anpassung: Prinzipien regelmäßig iterativ überprüfen.
📌 Strategische Entscheidungen (Geschäftsmodell, neue Märkte, große Investitionen)
- Wer entscheidet? Vorstand + beratende Mitgliedergruppen (Kreise)
- Wie? Delegierte Verantwortung mit Feedback aus der Generalversammlung
- Beispiel: Einführung eines neuen Produkts oder Markteintritt
🔹 BANI-Anpassung:
✔ Kreisorganisation: Strategieentscheidungen sind in Expertengruppen ausgelagert, aber rückgekoppelt.
✔ Schnelle Schleifen: Strategische Initiativen können in „Sprint“-Form erprobt werden.
📌 Operative Entscheidungen (Tägliches Geschäft, Teams, Prozesse)
- Wer entscheidet? Selbstorganisierte Teams / Fachkreise
- Wie? Vollständig dezentral mit klaren Entscheidungskompetenzen
- Beispiel: Ein Team entscheidet über seine eigenen Prozesse und Methoden
🔹 BANI-Anpassung:
✔ Selbstorganisation & klare Rollen: Keine unnötige Eskalation, sondern direkte Verantwortung.
✔ Flexibles Leadership: Führung ist eher koordinierend als hierarchisch.
3️⃣ Aufbau- und Ablauforganisation (Struktur & Prozesse)
📌 Aufbauorganisation: Kreisstruktur statt klassische Hierarchie
- Statt traditioneller Abteilungen gibt es Kreise mit klaren Verantwortlichkeiten.
- Jeder Kreis hat Entscheidungskompetenzen für seinen Bereich.
- Kreise sind vernetzt, nicht übereinander gestapelt.
➡ Beispiel eines eG-Strukturmodells:
📌 Generalversammlung – große Grundsatzentscheidungen
📌 Strategischer Kreis – legt Geschäftsstrategie fest
📌 Fachkreise – Vertrieb, Entwicklung, Finanzen etc.
📌 Selbstorganisierte Teams – setzen operative Aufgaben um
📌 Ablauforganisation: Entscheidungsflüsse & Feedbackzyklen
- Kommunikationsmodell klar definieren:
- Welche Themen gehen direkt an die Generalversammlung?
- Was kann innerhalb von Kreisen entschieden werden?
- Welche Themen brauchen übergreifende Abstimmung?
- Verzahnung zwischen Kreisen durch gemeinsame Meetings & Retrospektiven
- Technische Tools für Transparenz & asynchrone Kommunikation nutzen
🔹 BANI-Anpassung:
✔ Transparenz durch Open Books & digitale Tools (z. B. Entscheidungsplattformen wie Loomio)
✔ Eindeutige Entscheidungsräume (niemand wartet auf „Genehmigung“, wenn nicht nötig)
✔ Dynamische Rollenverteilung je nach Situation