Jetzt zu Beginn meiner Gedankenreise habe ich noch keine abschliessenden, fundierten Antworten auf die folgenden, initialen Fragen, aber spontan sehe ich viel Potential.
FRAGE: Wo siehst du Herausforderungen oder Grenzen dieses Modells?
ANTWORT: Eine eG braucht eine starke Vision und damit eine starke Überzeugungskraft um für den Anfang genügend Mitglieder zusammen zu bekommen, den Mitgliedern muss bewusst sein das es gerade anfänglich nicht um den wirtschaftlichen Erfolg geht und das der Nutzen nicht kurzfristig nach dem Start zu spüren ist.
FRAGE: Könntest du dir eine Genossenschaft als Organisationsform für deine eigene Arbeit oder für Kunden vorstellen?
ANTWORT: Ja, das ist eine sehr gute Idee, bedeutet aber Gleichgesinnte Menschen zu finden die die damit verbundenen Werte teilen.
FRAGE: Wie stark sind deiner Meinung nach Selbstorganisation und Mitbestimmung in einer Genossenschaft realistisch umsetzbar?
ANTWORT: Meine spontane Reaktion zu dieser Frage – Es hängt nach meiner Ansicht sehr stark von den Gründern und deren Führungs- und Vorbildverhalten ab (wenn es sich um die Perspektive einer Organisation handelt). Ebenso ist es nach meiner Ansicht wichtig anstehende Entscheidungen zu simplifizieren und vor allem den Nutzen sowohl direkt für die Nutzer/Mitglieder als auch für die Gemeinschaft der eG darzustellen.
Das sind sehr wertvolle erste Gedanken! Besonders die Punkte zur Vision und Überzeugungskraft beim Start einer eG sind entscheidend – viele Initiativen scheitern nicht an der Idee selbst, sondern daran, dass es schwer ist, genügend Menschen zu finden, die bereit sind, sich darauf einzulassen, ohne kurzfristige wirtschaftliche Vorteile zu sehen.
lass uns die oben genannten Fragen mehr im Detail erörtern und unsere Gedanken dazu hier notieren …
1) Herausforderungen oder Grenzen des Genossenschaftsmodells
Herausforderungen beim Start
✅ Vision & Überzeugungskraft: Eine eG braucht eine starke, attraktive Vision. Besonders zu Beginn müssen potenzielle Mitglieder überzeugt werden, dass der langfristige Mehrwert wichtiger ist als kurzfristige wirtschaftliche Erfolge.
✅ Anfangsfinanzierung: Eine eG hat in der Regel keine klassischen Investoren, sondern setzt auf Eigenkapital der Mitglieder. Das kann den Start erschweren.
✅ Trägheit in Entscheidungsprozessen: Demokratische Strukturen sind wertvoll, können aber auch Entscheidungsprozesse verlangsamen, wenn kein effizienter Rahmen geschaffen wird.
Grenzen als Organisationsmodell
⚠ Marktwettbewerb: Eine eG muss sich gegenüber kapitalistischen Wettbewerbern behaupten, die oft schneller agieren können, weil sie zentralisierte Entscheidungsstrukturen haben.
⚠ Mitgliederinteressen: Unterschiedliche Vorstellungen innerhalb der Mitglieder können zu Konflikten führen. Eine klare Satzung und Governance-Struktur ist essenziell.
⚠ Wachstum: Skalierung kann schwierig sein, da neue Mitglieder oft überzeugt werden müssen, bevor sie sich finanziell oder operativ beteiligen.
👉 Fazit: Eine eG ist stark, wenn es um langfristige, nachhaltige Wertschöpfung geht, aber herausfordernd, wenn kurzfristige Marktdynamik entscheidend ist.
2) Etablierung einer eG als alternative Rechtsform für KMU oder kleine Konzerne
Warum könnte eine eG für KMU attraktiv sein?
✅ Mitarbeiterbeteiligung & Sinnstiftung: Eine eG kann Mitarbeitenden eine stärkere Identifikation mit dem Unternehmen ermöglichen. In einer Zeit, in der Purpose und Engagement wichtiger werden, kann das ein Wettbewerbsvorteil sein.
✅ Nachhaltigkeit & Resilienz: Eine eG kann langfristiger planen, weil sie nicht von kurzfristigen Renditeerwartungen von Investoren abhängig ist.
✅ Unabhängigkeit: Besonders für Unternehmen, die sich gegen aggressive Übernahmen oder Kapitalmarktzwänge absichern wollen, ist eine eG eine solide Option.
Welche Hindernisse gibt es?
⚠ Geringe Bekanntheit: Viele Unternehmer kennen die eG als Rechtsform nicht und verbinden damit oft nur landwirtschaftliche oder soziale Projekte.
⚠ Regulatorische Hürden: Eine eG ist nicht immer die flexibelste Rechtsform. Bestimmte Entscheidungsprozesse und Vorschriften können komplex sein.
⚠ Kulturwandel notwendig: Besonders in hierarchisch geprägten Unternehmen müsste ein tiefgreifender kultureller Wandel stattfinden, damit eine eG funktioniert.
👉 Fazit: Die eG könnte eine sinnvolle Alternative für werteorientierte Unternehmen, Nachfolgeregelungen oder nachhaltige Geschäftsmodelle sein, aber sie braucht Überzeugungsarbeit.
3) Voraussetzungen für Selbstorganisation & Mitbestimmung in einer eG
Grundlegende Erfolgsfaktoren
✅ Klar definierte Entscheidungsstrukturen: Demokratische Mitbestimmung braucht klare Prozesse, sonst droht Chaos. Delegation und Verantwortlichkeiten müssen klar sein.
✅ Starke Führung durch Prinzipien, nicht Hierarchie: Eine eG braucht Vorbilder, die Selbstorganisation ermöglichen und nicht micromanagen.
✅ Transparenz & Kommunikation: Informationen müssen offen zugänglich sein, damit Mitglieder fundierte Entscheidungen treffen können.
Potenzielle Stolpersteine
⚠ Fehlende Beteiligung: Wenn Mitglieder zwar Stimmrecht haben, aber sich nicht aktiv beteiligen, bleibt die Idee der Mitbestimmung nur Theorie.
⚠ Langsame Entscheidungsprozesse: Ohne effiziente Moderation und Entscheidungsmechanismen kann eine eG in endlosen Debatten versinken.
⚠ Unterschiedliche Interessen: Wenn Mitglieder unterschiedliche Ziele haben (z. B. kurzfristiger Profit vs. langfristige Nachhaltigkeit), kann das zu Spannungen führen.
👉 Fazit: Selbstorganisation in einer eG funktioniert, wenn es klare Strukturen, starke Prinzipien und eine Kultur der Verantwortung gibt.
Zusammenfassung & weitere Überlegungen auf unserer Gedankenreise
- Eine eG hat klare Vorteile für nachhaltige, werteorientierte Unternehmen, aber Herausforderungen in Skalierung und Entscheidungsprozessen.
- Als alternative Rechtsform für KMU oder kleine Konzerne kann sie Sinn machen, braucht aber kulturellen Wandel und gute Kommunikation.
- Selbstorganisation gelingt mit klaren Strukturen, Führung durch Prinzipien und aktiver Beteiligung der Mitglieder.
1️⃣ Wie könnte eine überzeugende Kommunikationsstrategie aussehen, um die richtigen Mitglieder zu gewinnen?
- Welche Werte und Nutzen müssen betont werden?
- Wie kann man Unsicherheiten und anfängliche Skepsis adressieren?
2️⃣ Wie findet man Gleichgesinnte für eine eG?
- Welche Netzwerke oder Communities sind relevant?
- Welche Anreize könnten helfen, ohne klassische „Gewinnversprechen“ zu arbeiten?
3️⃣ Wie lassen sich Selbstorganisation und Mitbestimmung effizient gestalten?
- Gibt es erprobte Modelle, die eine Balance zwischen demokratischer Mitbestimmung und pragmatischer Entscheidungsfindung ermöglichen?
- Wie kann man Überregulierung vermeiden und gleichzeitig genug Struktur geben?