Menü Schließen

Was PI-Planung wirklich wertvoll macht – Von der Pflichtveranstaltung zum Steuerungsinstrument

Ich habe schon viele PI-Plannings erlebt.
Manche wirkten wie eine Pflichtübung.
Andere wie ein echtes Gemeinschaftserlebnis – mit Energie, Klarheit und echtem Fortschritt.

Und irgendwann habe ich mich gefragt:
💡 Was macht eigentlich den Unterschied aus?

Heute würde ich sagen:
Es ist nicht das Format, es ist die Haltung.
Und die Art, wie wir die Voraussetzungen gestalten.


Der erste Eindruck: Groß, laut, teuer – und voller Potenzial

Wer zum ersten Mal an einem PI-Planning teilnimmt, ist oft beeindruckt:
100 bis 200 Menschen in einem Raum (oder in einem digitalen Raum), sechs Teams, ein Release Train, viele Rollen, noch mehr Erwartungen.

💬 „So viel Aufwand – kann das überhaupt wertvoll sein?“

Ja, kann es.
Aber nur, wenn wir es systematisch vorbereitenverantwortungsvoll durchführen – und nicht mit einem reinen Meeting-Format verwechseln.

PI-Planning ist nicht:
✔️ detaillierte Sprint-Planung
✔️ reine Kapazitätsabfrage
✔️ eine Management-Präsentation

PI-Planning ist:
👉 ein mittel- bis langfristiges Commitment auf Teamebene – sichtbar, gemeinsam, überprüfbar.


ABER, ein PI-Planning beginnt mit einem Review

Was oft unterschätzt wird:
Ein PI-Planning beginnt nicht mit dem Blick nach vorn – sondern mit dem Blick zurück.

Der erste Teil des Events ist nicht Planung, sondern Demonstration:
🔎 Was wurde erreicht?
📦 Welche Features sind wirklich fertig – im Sinne der Definition of Done?
✅ Wurde geliefert, was versprochen war?

In der System Demo geht es darum, dass alle Beteiligten – Teams, Stakeholder, Führungskräfte – gemeinsam den Status Quo erkennen.
Nicht durch PowerPoints. Sondern durch sichtbare, getestete, funktionierende Ergebnisse.

Das ist der Ausgangspunkt.
Denn: 🧭 Nur wer weiß, wo er steht, kann sinnvoll planen, wohin er geht.


Voraussetzungen, die ein PI-Planning erst richtig wertvoll machen

Ein PI-Planning wird nicht durch die Agenda wertvoll – sondern durch das, was vorher passiert.
Deshalb spreche ich lieber von Voraussetzungen, nicht nur von „Gestaltungselementen“.

Was macht also ein PI-Planning wirklich wertvoll?

1. Ergebnisse, auf die man aufbauen kann

Ein Event zur Planung funktioniert nur, wenn wir vorher sichtbare Ergebnisse haben.
Das heißt:

  • Eine System Demo, die nicht nur zeigt, was getan wurde – sondern ob es fertig ist
  • Eine gemeinsam getragene Definition of Done
  • Die Fähigkeit, das Review nicht als Show, sondern als Faktenlage zu gestalten

2. Eine Definition of Ready, die diesen Namen verdient

Was soll überhaupt geplant werden?
Nur Elemente, die:

  • analysiert und verstanden (Inhalt + Erwartung) wurden
  • geschätzt wurden
  • Abnahmekriterien haben
  • und priorisiert sind
    gehören in die PI-Planung.

Fehlt eines dieser Elemente, wird das Event zur Klarheitssuche, nicht zur Planung.

3. Ein agiles System auf Train-Ebene

Ein Release Train braucht eigene Strukturen:

  • Ein Chief Product Owner, der das große Bild hält und einen klaren, priorisierten Backlog
  • Ein Release Train Engineer, der moderiert und Hindernisse löst
  • Ein Architektur-, QA- und Design-Support, der auf Train-Level mitdenkt
  • Und ein funktionierendes Agile Team of Teams
    (mit regelmäßigem Refinement, Planning, Retrospektive auf Train-Ebene) mit synchronisierten Rollen (CPO, RTE, Architekt:in, QA…) das u.a. das Planning vorbereitet, trägt und auswertet, denn das PI-Planning ist kein Soloakt.

4. Klare Backlogs in abgestimmter Granularität

Ohne ein abgestimmtes Backlog auf Team-, Train- und Lösungsebene ist Planung nur Annahme.
Deshalb braucht es:

  • klare Backlog-Strukturen mit verbundenen Roadmaps
  • sauber definierte Granularitätsstufen (Modul – Funktion – Feature – Capability)
  • eine gemeinsame Vorstellung, wann was sinnvoll planbar ist

5. Ein strukturiertes Event mit Systematik und Raum für Zusammenarbeit

Zwei Tage voller Energie, aber auch Struktur:

  • Breakouts mit klaren Zielen
  • Zeit für Problemlösung
  • Management-Feedback
  • Iterationsplanung mit Puffer
  • Und: Retrospektive – zur Verbesserung des Prozesses selbst

Vom Pull-Prinzip und der Grenze des Machbaren

Ein besonders wirkungsvoller Teil des PI-Planings ist das Bewusstsein für echte Kapazitäten – und das Prinzip des Pull statt Push.

Ich ermutige Teams:

  • realistisch zu planen (z. B. mit 75 % Auslastung statt 100 %)
  • Risiken zu identifizieren – und Verantwortliche für deren Klärung zu benennen
  • Enabler und Lernbedarfe sichtbar zu machen

Denn:
📉 Überlastung produziert kein Ergebnis – sondern Frust und Verschwendung.
📈 Koordination, Ko-Kreation und Klarheit schaffen Fluss.


Visualisierung, Feedbackschleifen und das „Wir“ in der Skalierung

Was ich bei gutem PI-Planning sehe:

  • Boards, auf denen Abhängigkeiten sichtbar werden
  • Klar verteilte Verantwortung
  • Konstruktives Stakeholder-Feedback
  • Mut zur Transparenz – auch bei Risiken

Und vor allem:
➡️ Teams, die sich nicht als Einzelkämpfer, sondern als Teil eines kooperativen Ganzen verstehen.

Denn Kooperation ist der Schlüssel.
Das „Wir“ entscheidet, ob der Release Train Fahrt aufnimmt – oder im Tunnel stecken bleibt.


Fazit: PI-Planning ist kein Termin. Es ist ein Muster.

Wenn wir PI-Planning als Teil eines Systems verstehen – eingebettet in definierte Rollen, vorbereitet durch Backlog-Strukturen, getragen von Klarheit und Haltung –
dann wird daraus mehr als ein zweitägiges Meeting.

Es wird zu einem gemeinsamen Kompass, der Orientierung gibt, Fortschritt ermöglicht und Qualität steuerbar macht.

PI-Planning ist dann nicht teuer. Es ist wertvoll.

Veröffentlicht unter Exzellenz in agilen Organisationen

Ähnliche Beiträge